Ich hatte gestern Abend noch einen kurzen Gang in die hier bestehende Ferienhaussiedlung gemacht. Da sah ich in ca. fünfzig Metern Entfernung vor einem Haus zwei Hasen sitzen. Auch als ich näher kam rührten die beiden sich nicht. Kurz bevor fast ich fast nur noch fünf Meter entfernt war, dachte ich aufgrund des Nichtrührens "Das sind ja täuschend echte Nachbildungen. Da haben die Grundstücksbesitzer mich aber wirklich reingelegt." Im selben Moment hoppelten die beiden Hasennachbildungen dann fort. So kann man sich eben irren.
Wir hatten ja gestern am Spätnachmittag für drei Stunden Regen. Danach blieb es den Abend aber bedeckt. Heute Morgen stellten wir nach dem Aufstehen fest, dass die Spitzen der umliegenden Berge von Wolken umhüllt war. Eine Fernsicht war nicht gegeben. Die an unserem Übernachtungsplatz ins Auge gefasste Wanderung war von der Wegstrecke schon als zugewachsen und recht feucht beschrieben worden. Angesichts der vorliegenden Wetterlage entschlossen wir uns daher die Tour nicht zu machen und stattdessen auf der Straße 95 nach Jäckvik weiterzufahren. Dort gibt es eine Wandermöglichkeit, die im Rother Wanderführer Lappland in Route 20 beschrieben wird.
Nach kurzer Strecke erreichten wir die Grenze zwischen Norwegen und Schweden, oben im Bild als rote Linie zu sehen. Im Gegensatz zum letzten Grenzübertritt gab es diesmal ein Gebäude, welches für Grenzkontrollen hätte genutzt werden können. Besetzt war das Gebäude aber nicht, also auch hier ein reibungsloser Grenzübertritt.
Die Fahrstrecke wurde nach und nach immer nebliger, das war für mich nicht ganz so entspannend beim Fahren. Teilweise konnte man nur ca. fünfzig Meter weit schauen.
Was längs der Straße 95 auffiel waren die vielen kleinen Parkausbuchtungen entlang der Strecke. Immer war jeweils ein Gewässer in der Nähe. Vielleicht sind die Parkbuchten ja auch ein Tribut an die Angelleidenschaft vieler Schweden.
Längs der Strecke sah man auch Aktivitäten Glasfaserkabel zu verlegen. Ist eventuell die finanzielle Förderung solcher Maßnahmen hier am Polarkreis besser als in ländlichen Regionen in Deutschland? Auch die Netzabdeckung in Schweden ist perfekt. Bis auf den einen Abend im Nationalpark Skulleskogen, als am Abend die Internetverbindung zusammenbrach, hatten wir stets einen guten Internetzugang.
In Jäckvik angekommen stellten wir mit Freude fest, dass es hier einen ICA Lebensmittelmarkt mit überraschend gutem Produktangebot gibt. Da 25% Tankinhalt bereits wieder verfahren waren, habe ich auch die vorhandene Tanksäule benutzt. Eine Sprachauswahl gab es leider nicht, da ich aber nicht mit Dialogen wie "Wollen Sie an unserer Rabattaktion teilnehmen?" oder "Ich kann leider den Bon nicht drucken!" konfrontiert wurde, konnte der Tankvorgang problemlos ablaufen.
Der Platz hat eine Reihe von Häusern zu vermieten, einige recht schick eingerichtet. Daneben gibt es eine Rasenfläche für Zelte, die momentan natürlich noch nicht genutzt wird. An Womo-Standplätzen ist kaum etwas vorhanden. Die Rezeption war nicht besetzt, aber ein paar Arbeiter, die mit Mal- und Reparaturarbeiten beschäftigt waren, zeigten mir eine Stelle an der ich das Fahrzeug abstellen könnte vor der einzigen vorhandenen Stromsteckdose. Am Spätnachmittag würde jemand von den Betreibern zur Rezeption kommen.
Die Wanderroute 20 im Rother Wanderführer Lappland führt auf den Gipfel des Pieljekaise. Sie ist Teil des Kungsleden. Während Jäckvik auf 430 m Höhe liegt, hat der Gipfel des Pieljekaise eine Höhe von 1138 m. Das ist schon eine anspruchsvolle Tour. Da wir erst gegen Mittag in Jäckvik angekommen waren, haben wir beschlossen die Wanderstrecke nur bis zu einer Schutzhütte zu gehen, die auf halber Strecke liegt.
Ich hatte auch schon von anderen unbewirtschafteten Hütten gelesen für die man über eine bestimmte Vereinszugehörigkeit den Schlüssel erst erwerben muss. Ein Solarpanel lud eine Batterie und trockenes Holz lag auch schon griffbereit neben dem Ofen. Auch ein Gaskocher samt großem Kochtopf ist vorhanden. Betten gab es nicht. Im Falle einer Übernachtung wird man dann seine Isomatte auf dem Boden ausbreiten.
Wir sind dann recht zügig wieder abgestiegen. Ungefähr neun Kilometer an Strecke haben wir heute zurückgelegt. Zu Anfang unserer Wanderung hatten wir eine Mischung aus Sonnenschein und kurzen Wolkenphasen. Zusammen mit dem abschattenden Birkenbestand und einem langsamen Aufstiegstempo lies sich der Aufstieg gut bewältigen.
Nach unserer Rückkehr zum Womo kam tatsächlich eine Angestellte des Campingplatzes auf mich zu. 330 SEK kostet heute der Stellplatz, dafür haben wir morgen wieder die Chace die örtliche warme Dusche zu testen. Bar bezahlen konnte ich nicht, stattdessen zog die Frau draußen auf dem Rasen ein Kartenlesegerät aus der Tasche. Karte draufgelegt, fertig wars. Eine Quittung bekam ich Sekunden später als Email zugestellt.
Heute Nacht gehen die Temperaturen auf 7 Grad runter. Höchsttemperatur für morgen ist mit 17 Grad angegeben. Der Tag ist vollsonnig. Eigentlich zu schade zum Fahren. Wir haben für morgen geplant Arjeplog anzufahren. Dort soll es einiges an Kunsthandwerk geben (Glasbläserei und Silberschmuck). Mal abwarten ob es da etwas für uns zum Anschauen gibt. Dann soll es weiter gehen nach Arvidsjaur, unserem nächsten geplanten Übernachtungsort.