Um 10:30 startete heute eine der drei englischsprachigen "Guided tours". Ich hatte zunächst befürchtet, dass die Führung die oberirdischen Besichtigungspunkte ansteuert, die wir gestern schon gesehen hatten, und man dabei etwas detailiertere Information vermittelt bekommt. Und zum Ende dann noch ein kleiner Gang durch einen Stollen den krönenden Abschluss bildet. Meine Befürchtung war aber vollkommen unberechtigt. Die Besichtigungstour war eine Führung, die ausschließliche durch die alten Stollen und Aushöhlungen führte. Jeder Besucher erhielt einen Helm und einen Regenumhang. Letzteren, da es immer wieder von oben auf uns tropfte. Den Helm, um sich nicht den Kopf an der stellenweise niedrigen Stollendecke zu stoßen.
Wir befinden uns auf obigem Bild ungefähr auf der Höhe des zweitobersten Niveau der gegenüberliegenden Grubenseite. Nachdem einige allgemeine Informationen über das Bergwerk vermittelt wurden, begibt man sich von hier aus über einen abwärtsführenden, niedrigen Stollen in das Bergwerk hinein.
Die Besichtigungstour war sehr beeindruckend. An besonders mineralhaltigen Stellen entstanden durch den Erzabbau sehr große Aushöhlungen. Manche nur von zehn Metern Durchmesser oder Höhe, andere wiesen aber auch dreißig oder vierzig Meter als Durchmesser auf. Diese Aushöhlungen waren durch niedrige Stollen miteinander verbunden. So haben wir uns auf der Tour eine Stunde lang im Zickzack immer tiefer in den Berg hinein begeben. Der Untergrund war mit Bohlen ausgelegt, und am Rand gab es stets ein Geländer zum Festhalten. Das war schon wichtig, denn an einigen Stellen waren die Bohlen feucht. Da konnte man eine Rutschgefahr nicht ausschließen. Die Tour führte über viele Holztreppen auf und ab durch den Fels. Eine gewisse Standsicherheit war schon Voraussetzung für die Tour. Eine Tourbucherin hatte daher schon vor dem Start nach Klarstellung der Anforderungen auf die Teilnahme verzichtet.
Blick nach unten in eine der vielen Aushöhlungen. Ich mochte kaum über das Geländer herunterschauen, so hoch war das. Der weiterführende Weg war am oberen Höhlungsrand an der Felswand befestigt. Ich habe mich bemüht nicht darüber nachzudenken in welcher Form der Holzweg stabil an der Felswand fixiert war.
Die Leitern sollen zeigen, wie die Bergleute an den Seiten der Felswand gearbeitet haben, um die Aushöhlung zu vergrößern. Elektrisches Licht gab es früher ja nicht. Jeder Bergarbeiter hatte vor dem Einstieg sechs Bündeln mit Holzreisern erhalten. Diese Reiser wurden angezündet und mussten dem Bergmann das notwendige Licht geben. Die auf obigem Bild zu sehenden Lichter sollen diese Holzfackeln darstellen. Die Tourführerin hat dann für kurze Zeit die gesamte Beleuchtung ausgeschaltet. Das ist schon ein besonderes Erlebnis das absolute Schwarz zu erleben. Kein Lichtstrahl der sonst noch durch irgendeine Türritze dringt. Man kann sich gar nicht vorstellen wie das gewesen sein muss, wenn einem Bergarbeiter die Fackel ausging, sich vorzutasten und Leitern hochzutasten. Ich fand es dann doch beruhigend zu wissen, dass mein Smartphone auch eine Taschenlampenfunktion besitzt.
Diese riesige Wand besteht aus einer Vielzahl miteinander verbundenen Holzbalken. Sie sollen verhindern, dass aus dem dahinter liegenden Bereich loses Gestein nach unten stürzt. Ich konnte nicht klären, ob dieses abzusperrende lose Felsmaterial aus dem früheren Bergwerkzusammenbruch stammte.
Nach einer Stunde durch das Stollengewirr ging es zum Schluß über einen Fahrstuhl wieder nach oben an das Tageslicht. Eine wirklich zu empfehlende beeindruckende Besichtigungstour.
Nahe Gävle sind wir wieder auf die E4 gefahren. Nördlich von Gävle kann man die E4 nicht mehr als Autobahn bezeichnen und muss eher von Schnellstraße sprechen. Mal hatte man nur eine Spur, dann wieder zwei Spuren. Einen Seitenstreifen für den Notfall gab es auch nicht mehr. Also war konzentriertes Fahren angesagt. Das geringe Verkehrsaufkommen hat das dann aber wieder kompensiert.
Der Stellplatz kann ca. zehn Wohnmobile aufnehmen. Wir haben ein "Self check in" gemacht indem wir die 160 SEK Stellplatzgebühr plus 40 SEK Stromgebühr in einen Briefumschlag getan haben und diesen mit unserem Autokennzeichen versehen in einen Briefkasten gesteckt haben. Wir hatten vor ein paar Jahren einen in der Nähe gelegenen Stellplatz bei Hölick aufgesucht. Dieser war damals in der Umbauphase zum Luxus-Campingplatz. Der Platz ist jetzt in meiner Stellplatz-App mit umgerechnet 70 € pro Nacht aufgeführt. Auch andere in der Nähe gelegene Campingplätze verlangen aus unserer Sicht überhöhte Gebühren. Da ist unserer heutiger Stellplatz richtig human mit den Preisen.
Morgen werden wir uns hier eine Wanderung in Küstennähe aussuchen.