In Norddeutschland scheint es die letzte Woche recht warm gewesen zu sein.  Aber auch hier in Schweden ist es sehr warm  und wir hatten auf unserer Fahrt jeden Tag ganztägig Sonne.  Wir hatten auf der Fahrt nun den Eindruck,  dass die Klimaanlage nicht funktioniert.  Ich hatte zwar bei der vorm Urlaub durchgeführten Fahrzeugreparatur die Werkstatt gebeten die Klimaanlage zu prüfen.   Wir planen ja nächstes Jahr nach Spanien zu fahren.  Für die Fahrt muss die Anlage unbedingt funktionieren.  Aber auch im warmen Skandinavien wäre eine funktionierende Klimaanlage nicht schlecht.

Wir sind heute doch recht früh aufgestanden.  Und gegen  viertel vor neun konnten wir schon starten. 

Unsere heutige 230 km lange Fahrstrecke nach Falun.

Da wir nur noch 50% Tankfüllung hatten,  haben wir erst mal eine Tankstelle angefahren und wieder vollgetankt.  Das war heute der erste Tankvorgang, bei dem ich sehr gut durch den Bedienvorgang geführt wurde.  Ich konnte sogar anstatt englischer Sprache auf Deutsch wechseln.  Wenn es möglich sein sollte, werde ich diese Tankstellenkette beim nächsten Tankvorgang bevorzugen.

Die Landschaft um die E4 herum nördlich von Stockholm weist sehr viele landwirtschaftliche Flächen auf.  Man hatte den Eindruck man würde sich noch immer ganz im Süden von Schweden befinden.  Die schwedische Landschaft lässt sich schon so charakterisieren,  dass der östlich gelegene Streifen entlang der Küste flach und landwirtschaftlich geprägt ist.  Je mehr man von der Küste sich in Richtung Norwegen bewegt, desto waldiger und bergiger wird die Landschaft.

Wir sind auf der Autobahn E4 150 km nach Norden gefahren,  um auf Höhe der Stadt Gävle nach Westen in Richtung Falun abzubiegen.  Kurz vor Gävle hat die Navigationssoftware uns von der Autobahn heruntergeführt  und auf diesen abgesperrten Waldweg geführt.  Es gibt schon kuriose Situationen.

Auf diesen Forstweg wollte das Navi uns schicken.

Nachdem ich in der Navigations-App etwas herausgezoomt hatte,  fand ich die Erklärung.  Aufgrund eines Brückenneubaus war die E4 einige Kilometer weiter tatsächlich gesperrt,  und eine Umleitung war eingerichtet worden.  Da wollte meine App mir wohl sagen "Klaus da habe ich noch eine schnellere Umleitung für Dich als die offiziell eingerichtete".

Oben im Bild sieht man die gesperrte Autobahn.

 

Wenig später sind wir dann von der E4 auf die E16 abgebogen.  Diese Strecke wirkt mehr wie eine Schnellstraße und benutzt die von mir schon zuvor beschriebene Technik der Spurtrennung durch Seile.

In Hofors, 40 km vor Falun, haben wir einen Stop eingelegt und bei Lidel eingekauft.  Der heutige Stellplatz befindet sich direkt neben der "Falun Gruva".  Dies ist ein ehemaliges Bergwerk, in welchem seit vielen Jahrhunderten Kupfer und andere Mineralien gefördert wurden.  Die Grube hat den Status eines Unesco Weltkulturerbes.

Unser heutiger Übernachtungsplatz neben der Falun Gruva.

 

Im Sommer wird es hier sehr viele Besucher geben.  Die Parkplätze sind auf jeden Fall sehr groß.  Es gibt eine größere Anzahl an Geschäften und Essensgelegenheiten.  In meiner Stellplatz-App war die Übernachtungsgebühr mit 0 Euro angegeben.  Hier vor Ort war sogar ein bestimmter Bereich speziell Wohnmobilen zugeordnet.  Es gab aber auch ein Hinweisschild sich in einiger Entfernung bezüglich der Parkgebühren genauer zu informieren.  Da wir schon bestrebt sind die vorgegebenen Regularien einzuhalten, habe ich mich zum zentralen Grubenbereich aufgemacht, um das zu klären.  Gleich neben uns stand ein schwedisches Wohnmobil, dessen Fahrer ich gleich auf das Thema Parkgebühr angesprochen habe.  Der konnte mir auch nicht weiterhelfen,  es ergab sich aber ein nettes Gespräch.  Ich konnte eine Reihe von Fragen los werden, die mich seit ein paar Tagen beschäftigt hatten.  Das Ehepaar war auf dem Weg zu einem Bogenschieß-Wettbewerb.  Die Grube und das dazugehörige Museum können besichtigt werden.  Die Personen, die dort die Eintrittskarten verkauften, hatten auch kein Wissen bezüglich der Parkgebühr, da der Parkplatz scheinbar von der Gemeinde selber betrieben wird, und nicht von der Grubengesellschaft.  Sie gaben mir stattdessen eine Telefonnummer zur Abklärung meiner Parkgebührfrage.

Neben einem einfachen Museumsbesuch, gibt es auch "Guided tours".  In englischer Sprache gibt es allerdings nur drei Führungen pro Tag,  und diese waren bereits voll ausgebucht.  Ich habe daher für morgen die erste Führung gebucht, gleich um 10:30 Uhr.

Auf dem Weg zurück zum Womo erhielt ich von einer anderen deutschen Womo-Fahrerin die Info, dass Parkgebühren momentan nicht anfallen und nur zwischen Juni und August fällig sind.  Später sah ich dann einen zugehängten und zugeklebten Parkautomaten, was mir diese Information bestätigte.

 

Blick in die "Falun Gruva".

 

Die erste schriftliche Erwähnung des Bergwerks datiert auf das Jahr 1288.  Um die Grube herum gibt es einen sehr informativen Rundweg, der auf Schautafeln die vielen noch verbliebenen Gebäude und die Örtlichkeit sehr detailiert beschreibt.  Auch kann man an vielen Stationen per QR-Code ein Erklärungsvideo herunterladen.  Ich habe auf unseren Wanderungen schon viele Schautafeln gesehen.  Viele habe ich nicht in Gänze durchgelesen, weil mich manche Details nicht besonders angesprochen haben.  Hier war das ganz anders,  der Schautafelinhalt war sehr interessant.

 

Das Falun-Rot.

Interessant war, dass die hier geförderten Mineralien zur Erzeugung der für schwedische Holzhäuser typischen roten Farbe benutzt wurde und noch wird.  Die rote Farbe ergibt sich durch die Mischung von Eisen, Kupfer und weiterer Mineralien.  Die erste Schrift, welche die Nutzung der roten Farbe aus Falun dokumentiert, stammt aus dem Jahr 1573.  Gleich neben der Grube steht ein Fabrikgebäude, in dem auch heute noch diese Farbe produziert wird.

In den vergangenen Jahrhunderten wurden hier zahlreiche Schächte und Stollen in den Untergrund getrieben.  Um noch mehr und mehr an Mineralien aus dem Boden nach oben zu fördern, wurden vor ein paar hundert Jahren die Stollen immer mehr erweitert und vergrößert.  Im Jahre 1687 berichteten Arbeiter damals von bedrohlichen Knackgeräuschen im Bergwerk.  Viele hatten Angst in das Bergwerk einzufahren, mussten das aus Angst vor einem Jobverlust aber trotzdem machen.  An einem Tag, an welchem das Mittsommerfest gefeiert wurde und zum Glück kein Bergarbeiter in der Grube war, stürzte der "Bergwerks-Schweizer-Käse" komplett in sich zusammen.  So hat sich die heute zu sehende Grube gebildet.

Das Bild zeigt einen Querschnitt durch die Stollen und Schächte der Grube.  Das Einsturzgestein ist auf der linken Seite des Bildes dargestellt.

 

Die Falun Gruva von der Rückseite aus gesehen.  Hinter der Grube sind alte Bergwerksgebäude, das Museum und dahinter die Stadt Falun zu sehen.

 

Hier ein Blick in einen der verbliebenen Schächte neben der Grube.  Dieser Schacht hat eine Tiefe von 270 Metern.

 

Dieses gewaltige über Wasser angetriebene Rad diente der Förderung von Erz, aber auch der Entwässerung der Grubenschächte.

 

Bevor es Sprengstoff gab, hat man das Gestein auch über die Einwirkung von Feuer zum Zerspringen gebracht, und so die Schächte und Stollen erweitert.  Pollenanalysen haben ergeben, dass es den Bergwerksbetrieb schon im achten Jahrhundert nach Christi gegeben hat, vermutlich aber auch schon früher.  

Zur Entdeckung der hier vorliegenden Erzvorkommen gibt es die Volkssage, dass eine Ziege hier ihre Hörner an mineralhaltigem Gestein gerieben haben soll und der Besitzer dadurch auf das Erz aufmerksam wude.  Ähnliche Anekdoten werden aber auch von Bergwerken im Harz berichtet.  Es gab vor dreihundert Jahren schon intensiven Austausch von KnowHow zwischen europäischen Bergwerken.  So wurde uns im Harz beim Besuch der Grube Samson in St. Andreasberg erzählt, dass viele Fachleute aus anderen Gruben in Skandinavien in den Harz kamen, um sich dort neu eingeführte Fördertechnologien anzuschauen.  Vielleicht sind so nicht nur Technologien sondern auch Anekdoten ausgetauscht worden.

 

Ein Kupferstich von 1790 zeigt wie man noch mit Pferden das Erz nach oben gebracht hat.

 

Seit dem 17.ten Jahrhundert bis in die Neuzeit gab es über 800 Tote und vermutlich noch viel mehr Verletzte hier im Bergwerk.  Das scheint einen enormen Druck auf die Grubenbetreiber ergeben zu haben, so dass man schon 1578 anfing sogenannte Heilgehilfen nach Falun zu holen.  Ein erstes Notfallhospital wurde 1695 eingerichtet.  

 

Zu den präsentierten Kuriositäten gehört ein von König Gustav III im Jahr 1788 gegebenes Festessen im Bergwerk in 211 Metern Tiefe.

 

Ein paar von mir aufgesammelten Steinstücke.

Schon bei früheren Schwedenbesuchen hatte ich mir vorher ein Buch mit Mineralienfundstellen gekauft.  Dann bin ich mit einem Hämmerchen versehen an den verschiedenen Steinbrüchen losgezogen, um nach Mineralien zu suchen,  während Regina geduldig wartete bis ich endlich meine Suchaktionen einstellte.  Daher konnte ich es nicht über mich bringen nicht doch hier noch ein paar kleine Fundstücke einzustecken.

 

Morgen steht zunächst die "Guided Tour" an.  Danach müssen wir sehen welches das nächste Ziel für uns ist.