Ich hatte gestern Abend nicht mehr in die Wetter-App geschaut und war daher erstaunt heute Morgen von Regengeräuschen geweckt zu werden. Das machte es mir leicht erst kurz vor 9 Uhr aufzustehen. Regina hatte wie immer das Frühstück bereits vorbereitet.
Nach dem Frühstück haben wir überlegt welche der beiden ins Auge gefassten Wanderungen heute auf dem Programm stehen sollte. Die eine Tour wäre eine 4-Seen-von-oben-Sicht-Tour gewesen. Die andere Tour, die Tour 40 im Rother Wanderführer Französische Jura, führt zu einem Wasserfall. Man konnte die Dimensionen des Wasserfalls auf dem Bild im Wanderführer nicht klar erkennen. Da wir in Norwegen sehr oft schon Wasserfälle gesehen haben, fand ich das Bild nicht besonders spektakulär. Die Wetter-App sagte zwar ein Ende des Regens voraus, allerdings dichte Bewölkung für den ganzen Tag. Der feuchte Tagesanfang machte es mir dann aber doch leicht mich auch für Regina‘s Präferenz, die Wasserfälle, zu entscheiden. Die Wanderung startet im Dorf Menetrux-en-Joux. Dort ist gemäß Reiseführeranweisung ein Parkplatz anzusteuern. Das Dorf liegt 20 km von unserem Übernachtungsplatz in Clairvaux-les-Lacs entfernt.
Zunächst haben wir die auf dem Weg liegende Tankstelle im Ort angesteuert um vollzutanken. Wenig später entdeckte Regina während einer Dorfdurchfahrt einen Brunnen an dem ich angehalten habe, um Wasser nachzufüllen.
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Bei der Ankunft im Zielort stellten wir fest, dass direkt neben dem Parkplatz ein Park4night-Bauernhof liegt. Ich habe dann noch mal die Kommentare zu diesem Stellplatz in der Park4night-App nachgelesen. Einfach eine große Wiese im Hofbereich. Kein weiterer Komfort wie Strom, Wasser oder Toilettenentleerung. Aber eine nette Hofatmosphäre bei 7 € Übernachtungsgebühr. Wir haben uns dann entschlossen die nächste Nacht hier zu verbringen.
Am Zaun wartete schon Hofhund Poufy und wollte spielen. Der vorbeikommende junge Platzbetreiber erklärte, dass Poufy sich auch Alma gegenüber freundlich verhalten würde.
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Nachdem wir das Womo auf dem Bauernhof abgestellt hatten, schleppte Poufy erstmal ein Zurrseil und ein Werfholzstück heran und musste bespielt werden. Wie ich später sah baggert Poufy alle Gäste zum Bespielen an.
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Gegen 12 Uhr sind wir dann aufgebrochen. Gleich am Hoftor fand ich, dass die gestern benutzen neueren Wanderstiefel doch unangenehm auf die Knöchel drückten. Also wartete Regina während ich die Schuhe wechselte. Mit neuen Schuhen versehen fiel mir nach 50 Meter Strecke wiederum ein, dass mein Hundeabwehrknüppel fehlte. Regina‘s Geduld wurde sehr strapaziert erneut auf mich zu warten. Die Sache mit dem Knüppel geht auf eine Begegnung mit einem jungen Spanier auf unserer Reise im letzten Jahr zurück. Der hatte auch einen Hund, und er selber wurde von anderen attackierenden Hunden übel zugerichtet. Seitdem hat er auf allen seinen Wanderungen besagten Abwehrknüppel dabei. In Erinnerung an diese Begegnung hatte ich vor zwei Tagen bei einem Spaziergang einen Holzstab am Wegesrand gefunden, der mir geeignet schien. Die Holzsorte war wohl nicht die härteste. Und das Holz schien auch schon recht lange der Witterung ausgesetzt gewesen zu sein. Aber erst mal besser als gar nichts zu haben. Mit diesem auch als Wanderstock benutzbaren Teil ging es dann endgültig los.
Wir waren gerade mal 300 Meter gegangen, da sahen wir auf einem auf der gegenüberliegenden Seite befindlichen Grundstück einen Hund auf uns zu stürmen. Das Grundstück war nicht eingezäunt, aber die Entfernung erlaubte es mir schon mal in Verteidigungsposition zu gehen. Der Hund hatte etwa die Größe von Alma und das Knurren war sehr aggressiv. Ich konnte mich zwischen den Angreifer und Alma stellen. Die Knüppelspitze hatte ich in Brusthöhe des Angreifers positioniert. Damit konnte ich den Hund immer auf 2 Meter Abstand halten. Er versuchte zwar mehrmals rechts oder links am Stock vorbeizukommen, aber ich konnte jeweils schnell genug korrigieren. Die Hundebesitzerin hatte die Attacke mitbekommen und rief nach dem Hund. Der reagierte aber zunächst nicht auf diese Zurufe. Die Frau schob erst mal in aller Ruhe ihre Schiebkarre an die Grundstücksgrenze und hat diese dort dann abgestellt. Jetzt bei geringerer Entfernung hörte der Hund auf die Rufe und kehrte auf sein Grundstück zurück. Ich war froh doch noch mal zum Womo zurück gegangen zu sein und das Holz geholt zu haben.
Schnell haben wir das Dorf verlassen. Nach dem Passieren einiger Weideflächen waren wir bald am Waldrand angekommen und sind abwärts in Richtung Tal gegangen. Die Herisson Wasserfälle sind ein beliebtes Ausflugsziel in dieser Region. Im Sommer scheint hier der Bär zu steppen. Um auch nicht so wandererfahrenen Personen den Zugang zu den Wasserfällen zu ermöglichen, wurde eine in das Tal führende Straße angelegt und dort unten ein Informationszentrum gebaut, inklusive Kiosk, Nippesläden und Restaurant. Dieser Platz im Tal war unser Ziel und dort startet auch erst die eigentliche Wasserfall-Tour.
Der von uns durchwanderte Wald bestand überwiegend aus Buchen. Auf halber Strecke runter ins Tal fiel mir ein frischer Buchenast auf, der ein stabilerer Ersatz für meinen Abwehrknüppel sein könnte. Zum Glück beinhaltet mein Taschenmesser auch eine kleine Säge. Wenn auch nicht die schärfste Säge, konnte ich damit doch aus dem viel zu langen Ast ein geeignetes Stück heraussägen. Ein Testschlag mit dem alten Knüppel auf den Boden ließ vorne Stücke abbrechen. Das wird mit dem neuen Buchenholz nicht mehr passieren können.
Unten am Informationszentrum angekommen fing es kurz an zu nieseln. Daher nutzten wir die Gelegenheit an einem überdachten Picknicktisch unsere Mittagsmahlzeit zu verspeisen. Zu Anfang waren wir ganz alleine. Dann tauchten aber nach und nach immer mehr Besucher auf. Im Sommer wird es hier vermutlich sehr überfüllt sein.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Cascades_du_Hérisson
Nach Beendigung unserer Mittagsrast ging es weiter, immer dicht am Fluss Herisson entlang. Häufig kam die Sonne durch die Wolken.
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Von hier sind wir über gut gesicherte Wege und Brücken zum zweiten Wasserfall gewandert.
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Die Wanderwege führen von hier aus noch weiter am Flusslauf des Herisson entlang zu anderen Wasserfällen, die allerdings eine geringere Fallhöhe aufweisen. Dazu hätte man aber an der Talflanke gelegene steile Pfade und Treppen aufwärts steigen müssen. Wir haben hier unser Tagespensum für erledigt erklärt und sind umgekehrt.
Nach der Rückkehr zur Cascade de l'Éventail haben wir dort noch mal eine Sitzbank in Beschlag genommen und mit Blick ins Tal eine weitere sonnige Pause eingelegt.
Zurück am Informationszentrum mussten wir den uns zuvor mühelos abwärts ins Tal führenden Weg nun langsam wieder aufwärts gehen. Den uns vorhin attackierenden Hund bekamen wir auf dem Rückweg zum Glück nicht mehr zu Gesicht. Um ca. 16:30 waren wir wieder zurück am Womo. Von Poufy war weit und breit nichts zu sehen. Während wir dann die Schiebetür des Womo aufmachten um einzusteigen, war auf einmal wie aus dem Nichts kommend Poufy da. Wir konnten ein Einsteigen von Poufy in unser Womo so gerade eben noch abwehren. Da das Einsteigen nicht gelang, versuchte Poufy alternativ mir die Pfoten auf die Schulter zu legen und mich abzuschlecken. Danach wurde ich noch in einige Stockzerr-Runden reingezwungen.
Vor dem Abendessen haben wir uns aus dem Wanderführer eine neue Tour rausgesucht, für die wir morgen etwas weiter in Richtung Süden fahren müssen.