Am Morgen stellten wir mit Freude fest, dass der Regen aufgehört hatte.  Daher konnte Alma nach dem Frühstück zu einem Verdauungsspaziergang überredet werden.

 

 

Da hat sich einiges an Wasser angesammelt in den letzten 24 Stunden.  Die Weinstöcke werden davon einige Zeit zehren können.

 

Erstaunlich, dass der Platz nicht schlimmer aussieht.  Im Hintergrund schöpft der Platzbetreiber wieder die Pfützen leer.

 

Wir haben uns dazu entschlossen heute nach Guadalest zu fahren und dort einen Campingplatz aufzusuchen den ich im Internet gefunden hatte.

 

Dazu mussten wir uns in zahlreichen Serpentinen langsam auf den Col de Rates  hochmühen.  Die Straße ist recht schmal und erforderte hohe Konzentration.  Ich hatte zwar zu meiner rechten Seite den aufsteigenden Berghang; aber zu weit rechts gefahren wäre man in eine ca. 50 cm tiefe Rille gerutscht, welche das Wasser neben dem Asphalt gegraben hatte.  Da wäre man nicht mehr eigenständig rausgekommen, ganz zu schweigen vom Schaden am Fahrzeug.  Der Ort im Hintergrund ist Parcent.  Der Col de Rates ist der Gebirgssattel über den man in das benachbarte Tal gelangt.  Nach dem Col de Rates hat man zum Glück den rechten Fahrbandrand fast überall schräg abfallend mit Beton verfüllt, um dem Wasser nicht die Möglichkeit zu geben sich dort tiefer in den Boden einzugraben.  Dadurch reduzierte sich auch das Fahrrisiko deutlich.  

 

Ich bin aufgrund der vielen Serpentinen sowohl bergauf als auch bergab nur selten mehr als 25 kmh gefahren, da die engen Kurven immer Überraschungen liefern konnten und die Hänge seitlich der Straße recht steil waren.  Auf der ganzen Strecke musste ich nur drei nachfolgende Fahrzeuge vorbei lassen.  Hinzu kommt, daß die Straße offiziell zu einer Fahrradstrecke erklärt worden ist.  In Spanien hat das Fahrradrennfahren einen hohen Stellenwert.  Eigentlich nur auf Autobahnen trifft man die Fahrradsportler nicht an.  Ansonsten ist es egal ob man sich auf Gebirgspfaden oder auf Landstraßen bewegt, man trifft immer Fahrradsportler.  Die Strecken in der hiesigen gebirgigen Region sind sehr attraktiv und dem hat man mit der Klassifizierung als Fahrradstrecke Rechnung getragen.  Das bedeutete, dass einem beim Bergauffahren blitzschnelle Radfahrergruppen auch in den Kurven entgegen kamen.  Während den Autofahrern nicht mehr als 40 kmh per Ausschilderung gestattet waren, dürften die Radfahrer bergab deutlich höhere Geschwindigkeiten erreicht haben.  Auch unter diesem Aspekt war Konzentration pur angesagt.

 

Auf halber Strecke zwischen dem Col de Rates passiert man Tarbena.

 

Tarbena liegt noch relativ hoch an der Gebirgsflanke.  Das obige Bild zeigt, dass von dort oben noch einige Serpentinen zu durchfahren sind, um in flachere Regionen zu kommen.   Ab Tarbena hat die Straßenbreite aber auch deutlich zugenommen, was mir sehr entgegen gekommen ist.

 

Schönes Panorama auf der Strecke runter in die tiefer gelegenen Regionen.  Dort unten werden wir in Callosa d'en Saria nach Guadalest abbiegen.

 

Guadalest soll schon 700 Jahre vor der Zeitrechnung von Mauren besiedelt worden sein.  Die späteren Konflikte zwischen den Christen und den hier ansässigen Mauren führte dazu, dass letztere hier eine Burg errichteten, welche nur schwer durch Belagerer einzunehmen war.  Ab 1600 wurden dann aber hier in Guadalest die letzten maurischen Bewohner vertrieben bzw. getötet.  Guadalest war schon in meiner Jugendzeit ein viel besuchter Ort.  Jetzt finden sich dort zusätzliche große Parkplatzanlagen.  Aber nur Pkw dürfen dort parken.  Für Wohnmobile verwies ein Schild bergab auf eine größere Parkfläche.  Nur war die Abfahrt zu diesem Parkplatz leider gesperrt.  Wir vermuten aus Sicherheitsgründen wegen der starken Regenfälle des letzten Tages.

Ich habe daher danach im Navigationsgerät die Position des ausgesuchten Campingplatzes eingegeben.  Dieser liegt 300 Meter ausserhalb von Guadalest.  Als die Navigation uns auf einen zu engen Seitenweg lenken wollte habe ich erneut den Rückwärtsgang eingesetzt.  Zunächst dachten wir, die Navigation will uns wieder über irgendwelche Hinterhöfe führen.  Aber auch an einer anderen möglichen  Zugangsstraße fanden sich keine Hinweisschilder auf den Platz.  Guadalest liegt an einem großen Stausee, der ein breiten Küstenstreifen mit Trinkwasser versorgt.  Wir haben daher das Wohnmobil einen Kilometer unterhalb von Guadalest am Straßenrand abgestellt und sind zur Staumauer des Stausees herunter spaziert.  Ein kurzer Abzweig von diesem Spazierweg zeigte dann auch, dass es den gesuchten Campingplatz nicht mehr gibt.

 

Der Stausee von Guadalest. Im Hintergrund sieht man, dass die letzten Regenfälle oben auf den Bergspitzen an einigen Stellen auch Schnee gebracht hatten.  Mir fiel beim Anblick des Schnees ein, dass ich anlässlich der Berniaumrundung bei der Übernachtung oben im Gebirge auch schon leicht kalte Füße in meinem Schlafsack bekommen hatte.  Immerhin waren wir dort auch schon fast auf 700 Meter Höhe.  Das machte sich im Vergleich zu den Übernachtungen im tiefer gelegenen Jalon deutlich bemerkbar.

 

In früheren Zeiten haben wir den Stausee schon mal komplett umrundet unter Mitführung einer Kinderkarre.  Heute soll es keine Umrundung werden,  wir wollen ja noch einen Übernachtungsplatz ansteuern.  Für die Ansteuerung des Startpunktes einer der im Wanderführer aufgeführten Touren hätte man mit dem Wohnmobil die Staumauer überqueren müssen.  Da diese aber nur mit Fahrzeugen bis zu 2 Tonnen Gesamtgewicht überfahren werden darf, haben wir diese Wanderroute für uns gestrichen, zumal die Straße mehr zu einem Weg wurde auf dem einem niemand hätte entgegenkommen dürfen.  Auch das Wenden eines 6 Meter langen Fahrzeugs auf einem solch schmalen Weg wäre eventuell nicht möglich gewesen.

 

Da der eigentlich ausgesuchte Campingplatz nicht mehr existiert, haben wir uns als Alternative den Platz "Camping Puig Campana" ausgesucht.  Puig bedeutet Gipfel, und zur Campana hatte man ja schon bei anderen Wanderungen rübergeschaut.  Der Campingplatz liegt an der Straße von Benidorm nach Finestrat.  Je näher man Benidorm kam, desto perfekter wurden Straßen, Fußwege und Bepflanzungen.  Da ist unglaulich viel investiert worden und es sah alles ziemlich nobel aus.  Das gab es in früheren Zeiten alles noch nicht und wir haben nicht schlecht gestaunt. Nachdem wir aber kurz vor Benidorm Richtung Finestrat abgebogen sind, hatte uns ganz schnell die "Wildnis" wieder. 

 

Nachdem uns das Navigationsgerät kurz vorm Ziel durch den Vorgarten eines Hauses führen wollte, hat es sich dann aber doch eines besseren besonnen, und uns korrekt zum Campingplatz geführt.  Der Platz macht einen sehr gepflegten Eindruck.  Es gibt gar nicht so viele Stellplätze hier und daneben noch ein Hand voll Hütten, die man mieten kann.  Erstaunlicherweise sind wir momentan die einzigen Wohnmobilisten hier.  Die Sanitäranlagen machen einen sehr guten Eindruck.  Morgen werden wir die Duschen mal testen (schon gesehen: sehr geräumig zum Ablegen der Kleidung).