Gestern Abend hatten wir überlegt was heute unternommen werden könnte.  Viele Wanderungen in unserer jetzigen Umgebung sind Gipfelbesteigungen.  Unsere letzte Wanderung hatte aber gezeigt, dass dies sehr viel  Schnee bedeuten würde, bzw. zur Zeit noch nicht machbar ist.  Hinzu kam noch der Aspekt, dass Regina gestern den Knöchel mit einem Pflaster versehen musste weil der Schuh scheuerte.  Daher war die Überlegung eine Wanderung entlang einem Flusstal zu machen.  Regina hatte dann die Wanderkarte dieser Gegend studiert und etwas östlich von Mont-Louis einen als schön gekennzeichneten Wanderweg gefunden, der neben einem Fluss verlief.  Ich hatte anschliessend aus den Karten einen Parkplatz herausgesucht, der sich in der Nähe des Startpunktes befindet.  

Die Fahrtstrecke von Mont-Louis zum Startpunkt des Wanderweges betrug nur 14 km, hatte es aber in sich.  Mont-Louis liegt wesentlich höher als unser heutiger Zielpunkt, daher ging es in vielen Serpentinen recht steil bergab.  Nur allein mit dem Motor zu bremsen, reichte bei diesem starken Gefälle nicht aus. Und ständig mit dem Fuß auf der Bremse zu stehen, ist auch nicht das schönste Gefühl.  Hinzu kommt,dass ein schweres Wohnmobil sich nicht so flink durch die Kurven steuern lässt wie ein PKW.  Man hat eben doch mehr Masse, die abgebremst werden muss.  Zum Glück gab es immer wieder am rechten Fahrbahnrand Ausbuchtungen, an denen ich die drei oder vier PKWs hinter mir vorbeilassen konnte.  Die Aussicht zu den Gipfeln hoch und ins Tal herunter war großartig, aber ich musste mich doch zu sehr auf das Fahren konzentrieren.

 Am Abbiegepunkt zum Zielparkplatz angekommen, sollten wir über eine schmale Brücke fahren und dann über einige rechtwinklige Kurven den Hang hochfahren.  Vom Parkplatz war noch nichts zu sehen.  Da ich ja zumindest in Spanien die Erfahrung gemacht hatte, dass keine Schilder aufgestellt wurden bis zu welcher Länge, Breite oder Gewicht ein Weg befahren werden darf, hatte ich das Wohnmobil vor der Brücke geparkt.  Regina erkundete zunächst wie breit die Straße nach der Kurve weiterverlief und ob man notfalls wenden könnte.  Nachdem diese Überprüfung positiv ausfiel, sind wir über die Brücke gefahren und haben die letzten 500 Meter zum Parkplatz hinter uns gebracht.  Es zeigte sich, dass der Parkplatz sehr gut besucht war und die Einfahrt nur nach Ziehen eines Tickets am Einfahrtsautomaten möglich war.  Zur großen Freude gab es hier sogar auch einen extra Stellplatzbereich für Wohnmobile.  Und 12 € für eine Übernachtung ist ok für uns.

Gleich 20 Meter von unserem jetzigen Stellplatz entfernt zwängt sich der Fluss Caranca zwischen  engen Schluchtwänden hindurch ins Tal, um dort in die Tet zu fliessen.  Jetzt wurde klar, wir hatten keine Flusswanderung geplant, sondern eine Schluchtwanderung.  Eine Internetsuche zeigte, die Caranca Schlucht ist ein bekanntes und beliebtes Ziel sowohl für Franzosen als auch für Spanier.  Daher die riesige Parkplatzanlage inklusive Imbiss am Eingangsbereich.

 

Es zeigte sich auch, dass die geplante Wanderung doch als Tour 8 in unserem Naturzeit Reiseverlag Wanderführer zu finden ist.  Wir hatten aufgrund der Bilder im Wanderführer aber diese Tour gleich ausgeschlossen.  In die Steilwand hineingeschlagene schmale Wanderpfade ist nicht unser Ding.  Am Schluchteingang wird man auf einem Schild auf die Absturzgefahr bei dieser Wanderstrecke hingewiesen.  Wir sind also gestartet heute unter dem Motto "Mal sehen wie weit wir kommen!".  Auf obiger Wanderroute des Wanderführers wird eine Rundtour gemacht, die für uns ohnehin nicht machbar gewesen wäre.  Man muss nämlich ganz unten bei der gezeigten Streckenführung über eine senkrechte Aluleiter zu einer Hängebrücke hochklettern, um dann auf dieser schwankenden Brücke den Fluss zu überqueren.  Die Brücke sollte nach Möglichkeit immer nur eine Person zur Zeit benutzen.  Auch ohne Hund, wäre nicht sicher gewesen ob wir über die Hängebrücke gegangen wären.  So sind wir zunächst auf dem oberen rechten blauen Pfadteil gestartet, sind dann aber auf dem gelb eingezeichneten Pfad zum linken Tourenverlauf gelangt.  Von dort sind wir auf der linken Tourenseite heruntergewandert bis zum rot einzeichneten Punkt.  An der Stelle sind wir umgedreht und auf gleichem Weg heil wieder zurückgewandert.

 

Unser neuer Übernachtungsplatz.  Gleich hinter unserem Womo geht es in die Schlucht hinein.

 

 Unter dem Brückenbogen befindet sich ein Tunnel durch den man in den Schluchtbereich gelangen kann.  Auf der Brücke oben fährt der sogenannte "Gelbe Zug".  Über diesen Zug hatten wir zu hause im Fernsehen schon mehrfach Reisereportagen gesehen.  Wenige Meter von der Brücke entfernt hat der " Train jaune" eine Haltestelle, sodass man auch per Zug zu dieser Schluchtwanderung gelangen kann.                https://de.wikipedia.org/wiki/Ligne_de_Cerdagne

 

 

Auf den ersten hundert Metern gehen die Schluchtwände auf beiden Seiten steil hoch.

 

Jetzt drückt man sich schon nicht mehr so eng am Felsrand vorbei.

 

Alma testet hier die Wassergeschmacksnote des Caranca-Gewässers.  Der Eingang zur Schlucht befindet sich im Hintergrund zwischen den zwei steil runterlaufenden Gebirgsflanken.

 

Ganz im Hintergrund geht Regina diese Felstreppe hoch und prüft ob der Weg für uns geeignet ist, oder ob wir besser an dieser Stelle über eine Steinbrücke auf die andere Seite der Caranca wechseln sollten.  Das Ergebnis ist, dass wir an dieser Stelle besser über die Brücke gehen und auf einem breiteren Weg weiterwandern.  Auf obiger Karte wechseln wir hier auf den gelb eingezeichneten Pfad.

 

Jetzt haben wir schon einiges an Höhe gewonnen.  Im Hintergrund befindet sich der Schluchtbereich den wir bereits durchwandert haben.

 

Im unteren Bildteil sieht man den Wegverlauf auf der anderen Seite der Caranca.  Dass es dazwischen steil und tief zum Flussbett runter geht, kann man dem Bild leider nicht entnehmen.

 

 Auf der anderen Seite geht es neben dem Weg gleich steil herab.

 

An dieser Stelle geht es plötzlich absolut senkrecht in die Tiefe.  Daher die Halteseile auf der rechten Seite.  Einer hat jeweils hier mit Alma gewartet und der Andere hat sich bei ständigem Seilkontakt noch bis zur nächsten Ecke vorgewagt.

 

So sah es dann hinter der nächsten Wegecke aus.  Vorne etwas Zementuntergrund für den Pfad, damit dieser dort nicht zu schmal wird.  Im Hintergrund kann man aber sehen wie der Pfad in die Felswand hereingeschlagen wurde.  Hier war für uns der Punkt gekommen, um zurückzugehen.  Wir wurden zwar von Eltern passiert, die mit unangeleintem Hund und kleinen Kindern den Weg weitergegangen sind.  Für uns war hier aber unser Limit erreicht.  Die schon erwähnte Hängebrücke plus Leiter wäre auch nicht mehr weit entfernt gewesen.  

Wie extrem der weitere Wegverlauf ist kann man auch über folgenden Internet-Link sehen :https://meinfrankreich.com/wandertipp-gorges-de-la-caranca/

 

Beim Bergabgehen war wieder Konzentration und Stockeinsatz gefordert.  Alma wurde an ganz kurzer Leine geführt. Unten am Flussbett wieder angekommen haben wir gerastet und uns noch etwas gesonnt.

 

Dass diese Schlucht eine Besonderheit in den Pyrenäen ist, wurde auch deutlich als eine Busladung Koreaner an uns vorbei in die Schlucht geführt wurde.