Von unserem Stellplatz in Jalon zum Startpunkt der heutigen Wanderung sind es nur ca. 14 Kilometer. Die Straße ist gut ausgebaut. Wenn Fahrzeuge entgegenkamen und ich kurz stoppte und möglichst weit rechts ran fuhr, dann gab es auch keine Probleme. In den Serpentinenkurven sollte einem aber möglichst niemand entgegen kommen. Meistens konnte man den weiteren Straßenverlauf schon einsehen. Daher war die Anfahrt recht entspannt.
Wir hatten uns für heute die Tour 14 aus dem Rother Wanderführer Costa Blanca ausgesucht. Die dort vorgeschlagene Rundwanderung umrundet einmal den Bernia Gebirgskamm. Ich habe einen Teil der vorgeschlagenen Strecke in Jugendzeiten mehrfach gemacht, weil der Ausblick von dort oben auf die Bucht von Altea einfach sehr schön ist. Auf der linken Seite der oben gezeigten Tour wechselt man die Flankenseite der Bernia indem man einen Gebirgssattel erwandert. Der andere Wechsel zurück (auf der rechten Bildseite) geht aber durch einen niedrigen Tunnel, der in einem zunächst riesigen Öffnungskegel startet und dann aber für eine Länge von ca. 10 Metern nur noch eine Kriechhöhe von nicht mehr als einen Meter hat. Ich bin mir nicht sicher ob die Tunneldurchquerung wirklich noch so unser Ding ist. Oben auf der Altea zugewandten Seite der Tour findet sich nahe dem Gebirgssattel auch sehr altes Gemäuer. Das wurden genutzt um den Mündungsbereich des "Rio Algar" zu überwachen. Das Mittelmeer wurde früher auch von phönizischen Piraten durch Schiffskaperungen unsicher gemacht. Der in Altea ins Meer fliessende Fluss "Rio Algar" wurde damals von den Piraten angesteuert, um den Trinkwasservorrat wieder aufzufüllen. Daher war der Berniagipfel ein hervorragender Ort, um schon lange vor der Anlandung der Piratenschiffe diese auf See auszumachen, und sie dann gut vorbereitet am Ufer zu "empfangen". Da die beiden Flankenseiten der Bernia Blicke auf zwei verschiedene Küstenrichtungen bieten, denke ich der niedrige Tunnel wurde per Hand erzeugt, und ist nicht ein Naturtunnel, wie es sich in vielen Reisebeschreibungen liest.
In der Nähe des ausgesuchten Startpunktes fand sich ein Cafe bzw. eine Einkehrmöglichkeit. Dort auf dem Parkplatz haben wir unser Fahrzeug abgestellt und nach Erwerb eines Erfrischungseises die Wanderung auf dem Weg gestartet, den ich in Jugendzeiten schon etliche male gegangen war.
Der Weg war recht breit, da noch einzelne Gehöfte über diesen Weg angefahren werden. Einige unbewohnte Stallungen erkannte ich noch. Aber dann kamen wir einem bewohnten Gebäude näher, welches früher dort noch nicht existierte. Im Galopp kamen uns dann gleich drei große Hunde entgegen, die uns nach Hütehunden aussahen. Mein Fuchteln mit dem Wanderstock brachte einen davon gleich zum Umkehren. Die anderen beiden aber kamen trotzdem näher, wenn auch mit reduzierter Geschwindigkeit. Ich bin dann neben weiterem Wanderstockschwenken auf Anschreien übergegangen. Mehrfaches "Fuerra" Geschrei und heftiges Aufstampfen mit einem Fuß wirkte Wunder. Die beiden Hunden stoppten sofort und schwenkten rechtwinklig ab auf das benachbarte Weinstockfeld. Dort legten sie sich hin und beobachteten konzentriert unseren Rückzug.
Ich habe dann auf meinem GPS-Gerät nach einem Alternativpfad gesucht. Hundert Meter zurück war ein Gebirgspfad eingezeichnet. Der Pfad fand sich schnell, wenn auch wenig ausgetreten. Aber nach und nach wurde es unklar wo der Weg verlief. Per GPS konnte ich zwar feststellen, dass wir mal etwa zwanzig Meter zu weit links vom Pfad sein mussten und mal zwanzig Meter zu weit rechts. Normalerweise wäre das vollkommen unkritisch, aber hier hatten wir eine Gebirgsfläche, die mit Felsbrocken aller Größenordnungen übersäht war. Mal nur zumStolpern, mal zum Hochklettern und mal zum Versinken mit den Beinen in irgendwelchen Spalten. Das Ganze aber überzogen mit einem Maccia-Bewuchs, der nicht erkennen liess von welcher Art der Untergrund gerade wirklich war. Die hüfthohen bis mannshohen Büsche konnten meist nur schwer oder gar nicht umgangen werden. Kratzige Büsche konnte man noch beiseite biegen, aber die vielen Dornenbüsche waren unüberwindbar. Es war ein ständiges vor und zurück, seitlich ausweichen links bzw. rechts, immer in der Hoffnung gleich doch wieder einen richtig breit ausgetretenen Pfad zu finden. Und wir waren schon so weit im Maccia-Gestrüp vorwärts gegangen, dass eine Umkehr auch nicht die tollste Vorstellung war. Es lebt halt das Prinzip Hoffnung. Als ich doch schon den harten Schritt der Umkehr durch dieses undurchdringliche Maccia-Gewirr vorschlagen wollte sah ich auf der GPS-Karte, dass nur hundert Meter voraus ein anderer Wanderweg erreicht werden könnte, der zur Teerstraße zurückführt. Und nach Durchkämpfen des letzten Gestrüpps, konnten wir tatsächlich eine wieder besser begehbare Fläche erreichen. In der Hoffnung doch noch einen gut ausgetretenen Pfad zu finden, der zur Bernia heraufführt, wurde die Pfadsuche noch einmal aufgenommen, aber vergeblich. Viele der im Kartenmatetial eingezeichneten Wanderpfade gibt es einfach nicht mehr. Diese Pfade leben einfach auch von ihrer Benutzung. Ein Pfad, bei dem sich immer mehr Verzweigungsvarianten auftun, bis überhaupt keine Wegspur mehr im zuwuchernden Gestrüpp zu erkennen ist, existiert irgendwann nicht mehr, weil alle Nutzer letztendlich aufgeben müssen.
Hier ein Bild eines solchen stacheligen Gewächses, das sich uns alle paar Meter in den Weg stellte.
Nachdem wir das undurchdringliche Maccia-Gestrüpp verlassen konnten, bot sich uns ein Ausblick in das nächste Tal.
Links von dem vorherigen Blick ins nächste Tal schliesst sich dieser Ausblick an. Wir wollten eigentlich zu der Senke, die sich auf obigem Bild rechts von dem auslaufenden Berniakamm zeigt. Aber für heute unerreichbar. Die Landschaft sieht aus als wenn man sie problemlos durchstreifen könnte. Eben ein Irrtum wie sich gezeigt hatte.
Nachdem wir wieder freier begehbare Fläche erreicht hatten, wurde eine Rast eingelegt.
Von unserem Rastplatz war es dann nur eine kurze Strecke zur Teerstraße, auf der wir mit dem Wohnmobil schon gekommen waren.
Wir hatten bei der Ankunft an unserem Womo-Abstellplatz wenige Meter vorher schon ein Hinweisschild auf einen "Natur-Campingplatz" gesehen. Wir sind dann zu diesem Platz gefahren. Dort war ein Picknickbereich gebaut worden, inclusive überdachtem Grillplatz und Abwaschbecken mit Wasserhähnen. Und nicht nur ein Picknick sondern auch Übernachtung, ist hier erlaubt.
Neben uns nächtigt hier auch ein netter, junger Mann aus Benisa mit seinen zwei Hunden. Nach unserem Hinweis auf Alma hat er einen seiner beiden Hunde dann an die Leine genommen und nicht mehr frei laufen lassen. Nachdem ich ihm von unserer vorherigen Hundebegegnung erzählt hatte, zeigte er mir einen mannshohen Knüppel, den er bei Wanderungen immer bei sich hat. Er ist selber schon auf Wanderungen durch Hunde ziemlich zugerichtet worden, und zeigte mir die Verletzungen an seinem Bein. In etwas mehr Entfernung hat noch ein Pärchen aus Altea neben ihrem Geländewagen ein Zelt aufgebaut. Auch ihr Hund lief frei herum. Da wir mit Alma ihren Zeltbereich noch mal für einen Spaziergang passieren wollten, habe ich die Beiden auf ihren Hund angesprochen. Erstaunlicherweise konnte mir der Mann auf deutsch antworten. Der Hund erwies sich als harmlos, und scheint froh zu sein, dass er noch auf seinen vier Pfoten stehen kann. Wir bekamen noch ein paar Wegetipps für den morgigen zweiten Wanderversuch. Nach dem Abendessen haben wir dann den eben schon erwähnten Spaziergang gemacht und einen besseren Zugang zu der geplanten Wanderroute gefunden. Dabei kamen wir auch an folgendem Verkehrsschild vorbei, welches zu meinen Ausführungen vom Vortag passt.
Morgen startet also ein neuer Versuch.
Sehr schlechte Internetverbindung hier in den Bergen.