Der Ort Messel ist sehr klein. Das merkte man auch als das Navigationsprogramm einen durch die engen Gassen lotste; Gegenverkehr verboten. Immerhin gibt es hier einen Netto-Lebensmittelmarkt. Dort hat Regina eingekauft. Das Wochenende sollte also gerettet sein. Die Grube Messel ist ca. 4 km von unserem Stellplatz entfernt. Da die geführte Wanderung durch die Grube zwei Stunden dauert, haben wir darauf verzichtet vom Übernachtungsplatz aus zu Fuß zur Grube zu wandern.
Der Grubenbereich ist von einem Zaun umgeben. Man kann aber von einem Ausichtspunkt aus von außen in den Grubenbereich hineinschauen. Die hellen Stellen im hinteren linken Bildbereich sind nicht Gesteinsreste, wie man denken könnte. Nein, es ist Müll. Der Firma Ytong gehörte früher die Grube. In der Grube vorhandene Stoffe wurden den Ytong-Steinen begemischt. Eine Fertigungsanlage stand neben der Grube. Ausschuß an Ytong-Steinen wurde dann hier in die Grube geschüttet. Inzwischen gibt es die Ytong-Fabrik nicht mehr. Aufgrund von gesetzlichen Veränderungsverboten darf man scheinbar den Mist aber auch nicht wieder rausholen aus der Grube, so wenigstens die erhaltene Information auf der Wanderung.
In dem Gebäude am Eingangsbereich ist eine Ausstellung zu sehen. Diese ist sehr schön gemacht mit sehr vielen Exponaten, Animationen, Filmen und Informationen. Es gibt eine einstündige Führung sowie eine zweistündige Grubenwanderung. Wir haben uns für die Wanderung entschieden.
Was man in der Grube selber sehen kann, ist nicht besonders spektakulär. Die Wanderung lebt von den Informationen, die an verschiedenen Haltepunkten gegeben werden, und den Fragen, die man dann stellen kann. Der Führer hatte eine große Anzahl großformatiger Fotos dabei, zu denen er mit den Teilnehmern in Dialog ging. Man wurde nicht zugeschüttet mit Information und konnte beim Wandern von Haltepunkt zu Haltepunkt das Gehörte sacken lassen. Uns hat die Tour sehr gut gefallen.
Das auf dem Bild oben gezeigte Rohr ist das Führungsrohr für eine hier durchgeführte Bohrung mit einer Bohrtiefe von 433 Metern. Das Aussehen der Gesteins- und Sedimentschichten in den verschiedenen Bohrtiefen wird in der Ausstellung in einem toll gemachten Film gezeigt. Das Bohrrohr ist durch eine zu öffnende Abdeckung verschließbar, weil sonst das Grundwasser durch die vorherschenden Druckverhältnisse wie eine Riesenfontäne aus dem Rohr schießen würde. Diese Fontäne wurde hier etwas später auch noch mal eindrucksvoll gezeigt.
Empörend ist, dass man vor 45 Jahren plante die Fossilienfundstätte mit Müll zuzuschütten. Erst nach zwanzig Jahren an Protesten und Prozessen, bei bereits 65 Millionen investierter Gelder in eine Müllinfrastruktur, wurde diese Absicht eingestellt. 1995 wurde der Grube Messel der Status Unesco Weltnaturerbe zuerkannt.
Wir sind danach zum Übernachtungsplatz im Ort Messel zurückgefahren. Morgen planen wir den Ort Hannoversch-Münden anzusteuern. Wir hatten den Ort bereits im letzten Jahr bei unserer Weserbergland-Tour in unserer Planungsliste, hatten es dann aber nicht mehr geschafft dorthin zu fahren.